Psychotherapeutische Unterstützung bei einer postnatalen Depression
In den Monaten vor einer Geburt dreht sich meist alles um die werdende Mutter. Ist das Kind erst mal da, ändert sich dies oft schlagartig. Alle Aufmerksamkeit richtet sich aufs Baby.
Doch bei all der Freude wird häufig übersehen, dass es die Mütter sind, die in den ersten, herausfordernden Monaten eigentlich wesentlich mehr Unterstützung brauchen würden.
Nach einer Geburt entwickeln rund 20 % der Frauen eine postnatale (postpartale) Depression. Ein anhaltendes Stimmungstief, häufiges Weinen, Überforderung, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Schuldgefühle sowie viele weitere Symptome können für Betroffene zu einer extremen Belastung werden. Die Frauen selbst versuchen meist angestrengt allen Erwartungen gerecht zu werden. Scham- und Schuldgefühle verhindern den Weg an die „Öffentlichkeit“. Leider werden Anzeichen für diese Erkrankung auch vom sozialen Umfeld häufig übersehen, obwohl es gerade hier viel Verständnis, Zuwendung und Entlastung benötigen würde.
In einer wohlwollenden, einfühlsamen Atmosphäre kann Psychotherapie einen Weg aus der Krise weisen. Eine verständnisvolle und empathische Grundhaltung in Kombination mit erprobten verbalen und nonverbalen Techniken können dazu beitragen, dass Schritt für Schritt die Lebensfreude wieder zurückkehren kann. Dadurch können harmonische Familienbeziehungen (Mutter-Kind, Partnerschaft) gefördert und das innere Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Körperorientierte Methoden helfen zudem dabei das körperliche Wohlbefinden zu verbessern.
Daten und Fakten
Worin unterscheidet sie sich die postnatale Depression vom Babyblues?
Bis zu 75% aller Frauen leiden nach einer Geburt unter dem so genannten Babyblues (Wochenbettdepression). Ein starkes Stimmungstief, Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Gefühle der Überforderung sind in dieser Phase typisch. Während der Babyblues einige Tage nach der Geburt auftritt und glücklicherweise nach einigen Stunden bis maximal 14 Tagen von selbst abklingt, ist der zeitliche Verlauf bei der postnatalen Depression anders: Sie tritt in den ersten Wochen bis Monaten des ersten Jahres nach der Geburt auf. Je nach Schweregrad bedarf es professioneller Hilfe, um eine Besserung zu erreichen. Betroffen sind 20-25 Prozent aller Frauen nach einer Geburt.
An welchen Symptomen erkennt man eine postnatale Depression?
Eine Depression hat viele mögliche Symptome. Welche im konkreten Fall zutreffen ist sehr individuell und von verschiedenen Kriterien abhängig. Je nach Schweregrad unterscheidet man eine leichte, eine mittelgradige und eine schwere Depression. Mögliche Symptome sind:
- Eine anhaltend gedrückte Stimmung (Traurigkeit), ein Gefühl der inneren Leere
- Interessensverlust ( Mangelnde Lust an alltäglichen Situationen teilzunehmen)
- Energielosigkeit (Müdigkeit)
- Schwierigkeiten sich zu konzentrieren
- Verringertes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
- Negative Zukunftsperspektiven
- Schlafstörungen
- Appetitverlust
- Suizidgedanken
Was sind die Ursachen für eine postnatale Depression?
Körperliche Ursachen wie hormonelle Umstellungen (Schwangerschaft –Geburt-Stillen), genetische Veranlagung oder aber auch Mangelerscheinungen können eine Rolle in der Ausbildung spielen. Aber auch soziale Komponenten wie mangelnde Unterstützung durch Partner/Umfeld, schwierige Lebensumstände und traumatische Geburtserlebnisse können wesentlich zur Entstehung depressiver Stimmungen beitragen.
Aber auch innerpsychische Faktoren, wie die völlige Veränderung der Lebensumstände nach der Geburt eines Kindes, die veränderte körperliche Erscheinung, hohe Selbstansprüche oder die Veränderung von gewohnten Rollen- und Beziehungsmustern können eine Rolle spielen.
Was kann man selbst, was können Angehörige tun?
Für Betroffene ist es wichtig, mit anderen über ihren Ängsten und Sorgen zu sprechen und nicht versuchen, alleine damit fertig zu werden. Ausreichend Unterstützung vom Partner und anderen nahe stehenden Personen ist ein relevanter Faktor für den Heilungsprozess. Alles was entlastet und die Lebensqualität steigert ist erwünscht. Auch ausreichend Schlaf spielt eine wesentliche Rolle. Eine wohlwollende, verständnisvolle Grundhaltung, ohne Druck kann eine Besserung begünstigen. Bleiben jedoch alle Veränderungen ohne Wirkung ist in diesem Fall dringend professionelle Unterstützung (Psychotherapie, Psychiatrie) anzuraten.
Was kann durch fachgerechte psychotherapeutische Hilfe erreicht werden?
Zunächst ist es wichtig, in Gesprächen zu differenzieren, welches die individuellen Auslöser und verstärkenden Faktoren sind. Eine auf die betroffene Mutter zugeschnittene Gesprächs- und/oder Traumatherapie hilft dabei, die Ursachen zu bearbeiten und heilsame Aspekte zu fördern, damit die Lebensfreude und die innere Kraft zurückkehren kann. Eine verständnisvolle und empathische Grundhaltung erleichtert es sich zu öffnen und belastende Themen anzusprechen. Darüber hinaus kommt es durch die psychische Stabilisierung zu einer Verbesserung der familiären Bindungen (Kind, Partner) und ein harmonisches Miteinander wird gefördert. Gespräche und non verbale Techniken unterstützen dabei in der neuen Rolle als Mutter anzukommen und den veränderten Lebensumstände mit Zuversicht und Gelassenheit entgegen zublicken.